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Scheinkunst

#scheinkunst

In unserem Callcenter hier ist ein Raum, und davor eine Menge Tickets, Die rufen nach Lösungen hier, und fordern Hilfe ohne Widerworte. Und in dem Raum sind wir, die keiner wirklich kennt, Eingeschlossen von Anfragen, warten wir auf das nächste “Send”.

Ein Klick, ein Knack, ein leises Summen, ein kaum gehörter Ruf ertönt, Und wieder hör' ich Seufzer tief aus dem Callcenter herkomm'n.

~ Refrain ~

Und schon wieder klingelt ein Anruf durch die Leitungen unserer Firma, Und schon wieder wird die Frage laut, wer ihn angenommen hat. Vielleicht war es ja der Neue, ja der Neue war es ja, Ja – den hatten hier doch eh schon alle lange, lange im Blick.

~ 1 ~

Oh der Neue, dieser Lernende, Nachfrager, Problemkenner, Lösungsfinder, Fehlerseher, Kundenhelfer, Systemkenner.

Der wollte doch nur allen hier zu steter Zufriedenheit verhelfen, Obgleich er selbst mehr am Computer als an seinem Kaffee hängt. Er hat sogar vom Unwissendsten hier Geduld gezeigt, Und damit seinen Ruf genährt und seinen Geist erweitert. Und dann den Rest von seiner Energie ins Kundengespräch gelegt, Könnt jeder hier doch in zehn Tagen rechtens zu ihm “Helfer” sagen. War seine Lernbereitschaft doch hier berühmt-berüchtigt schon, War seine Eminenz Hilfsbereitschaft doch in Person.

~ Refrain ~

Und schon wieder klingelt ein Anruf durch die Leitungen unserer Firma, Und schon wieder wird die Frage laut, wer ihn angenommen hat. Vielleicht war es ja die Teamleiterin, ja die Teamleiterin war es ja, Ja – die hatten hier doch eh schon alle lange, lange im Blick.

~ 2 ~

Oh die Teamleiterin, diese Koordinatorin, Stimmungsaufhellerin und Motivatorin, Organisatorin, Problemlöserin, Kundenversteherin, Friedensstifterin.

Die hat doch sowieso nur positive Worte gesprochen, Und sich bei jedem Meeting für die gute Arbeit bedankt. Sie hatte zehn der Lösungen im Kopf stets bereit, Damit konnt' sie zehn Probleme lösen zur gleichen Zeit. Und dabei noch das Team für den lieben Chef motivieren, Um sich bei allen Kollegen für ihre Arbeit zu bedanken. Unterstützt hat sie jeden hier mit Lob und Anerkennung, Doch ihre Teamleiterfähigkeiten waren wohl nicht genug.

~ Refrain ~

Und schon wieder klingelt ein Anruf durch die Leitungen unserer Firma, Und schon wieder wird die Frage laut, wer ihn angenommen hat. Vielleicht war es ja der Techniker, ja der Techniker war es ja, Ja – den hatten hier doch eh schon alle lange, lange im Blick.

~ 3 ~

Oh der Techniker, dieser Problemlöser, Systemkenner, Fehlerfinder, Lösungsfinder, Kundenhelfer, Technikliebhaber, Systemverbesserer. Der hat doch wirklich jedem hier schon ohne Nachzufragen Die technischen Probleme mit dem Werkzeug behoben. Er war bei jedem Systemfehler doch meist als Erster da Dieser clevere, findige Kerl mit einem Hirn voller Lösungswege, Zum Schutze sollte er uns dienen, walten seiner Technikkraft, Dabei war er der größte Problemlöser in der ganzen Belegschaft. Alle hier in uns'rem Team haben seine Tage schon gezählt, Jetzt endlich wird sein Lob auf unser Firmenportal wohl gestellt. Auch der Praktikant hat's geschafft, und der Analyst ist auf der Spur, Allen denen, die helfen, liest das Team hier schon das Lob vor. Verkäufer, Entwickler, Projektmanager, Chefs, Analysten, Softwareheiler, Selbst der Praktikant wird gelobt, ja das ist ein Freudenfest.

Und ich frag' mich langsam wahrlich, wohin die Wertschätzung noch strebt? Und ob heute Abend im Teammeeting denn überhaupt noch jemand fehlt?

~ Refrain ~

Und schon wieder klingelt ein Anruf durch die Leitungen unserer Firma, Und schon wieder wird die Frage laut, wer ihn angenommen hat. Vielleicht war es ja der Kundenservice, oh der Kundenservice war es ja, Ja – den hatten hier doch eh schon alle lange, lange im Blick. Ääääh, Kundenservice?! Aaahhh…

~ 4 ~

Oh der Kundenservice, dieser Zuhörer, Problemlöser, Kundenversteher, Kommunikator, Deeskalator, Friedensstifter und Herzverwärmer. Der wollt sich doch zu jedem Anrufer ins warme Gespräch legen, Tag ein Tag aus nur seine kundenorientierte Arbeit pflegen. Und hat ihm jemand nicht gepasst, dann hat er flugs eine Lösung gemacht, Und am nächsten Morgen dann hat jeder hier den noch gelobt. Der machte auch aus solchem Stress was wahrlich nicht zum Ärgern war, Und war mein ärgster Konkurrent in jeder Schicht und jedem Tag gar. So endlich hat sich unser Team von seinem Tun inspiriert, Dieser Taugenichts, der tut uns wirklich gar nicht Leid, Nun ja... äh... wir sollt'n wohl auch mal geh'n, es ist wohl... an der Zeit.”

Grüß guad mittern'd

Die Gedanken sind frei Vergesst's hier werdet's pfai ned high

Alle Dütschi werd'n's Brüder

Bis's auf die Bajuwaren Den die san klüger

Denken, dass s' g'scheider wären Verzählens schmarn ohne entbehren

Merken's ned das deppart san.

Mir san mir, mir san hier, Mir san stark, mir san pfuie…

O' Zapf's… Schleicht's euch von hier!

Obacht. Dass ned ouf d'r Brennsuppe dahergeschwomme kimt! Das Austernleben den Nüstern dem Odem entrinnt.

Griabig kam i unter die Bajuwaren. Ich forderte ned pfui und war'd gfaßt, no weniger zu finden. Demütig han I kimt, wie der heimatlose blinde tragische Heud in Sophokles' bekanntestem Drama zum Tore von Augusta Vindelicorum, wo mir der Götterhain 'mpfing; und schöne Seelen mir begegnet han –

Wie narred den Schwammerln gleich erging es mir!

Bajuwaren von alters her, durch Fleiß und Wissenschaft und selbst durch Religion Bajuwarischer geworden, tief unfähig jedes göttlichen Gefühls, verdorben bis ins Mark zum Glück der heiligen Grazien, in jedem Grad der Übertreibung und der Ärmlichkeit beleidigend für jede gut geartete Seele, dumpf und harmonielos, wie die Scherben eines weggeworfenen Gefäßes – das, mein Bellarmin! Waren meine Tröster. Und das Bier! A gust'l.

Der watschen Baum pfält dreymal um in diesen landen Wo wir uns hoffnungslos wieder fanden

Der Trugschluss lag mir fern, welchen ich nicht wieder erkannte, allzu ungern…

Bester Dank gebührt der vollbusigen Grazien, ihrer Fortuna, die das Licht der Weisheit auf unser einer trüber tristes scheint

Mit diri dari wird geworbe. Diri, dari haben 'se au gern.

Doch als Grattler liegt's dir fern. Kreuz kruzifix, die Taschen sind leer, in den Taschen liegt nix.

Juti, nun wissen wir wenigstens was Phase ist.

Allwissend bin ich mitnichten und noch viel weniger ist mir bewusst

Um es in der Lingua Franka der eingeborenen zu sagen

G'behüt'eu, pfiats's guad, saupreiß'n

Habi 'd Ehre…

#Satire #Scheinkunst